Paper of the Month – Oktober 2016

Das CTVB Paper of the Month honoriert eine aktuelle wissenschaftliche Arbeit von Mitgliedern der Einrichtungen des Forschungszentrums.

Im Oktober 2016 wurde die Publikation "The role of perivascular adipose tissue in obesity-induced vascular dysfunction" zum Paper of the Month gewählt.

 

Das perivaskuläre Fettgewebe (englisch: perivascular adipose tissue, PVAT) ist jenes Fettgewebe, welches die Blutgefäße umgibt. Lange wurde das PVAT nur als ein mechanisches „Polster“ für die Gefäße angesehen. Nachdem jedoch im Jahr 1991 zum ersten Mal von einer Gefäßtonus-modulierenden Funktion des PVATs berichtet wurde, änderte sich dieser Blickwinkel langsam. Der Gefäßtonus ist die aktiv gehaltene Spannung, die in einem Gefäßsegment von der glatten Gefäßmuskulatur entwickelt wird. So beeinflusst er maßgeblich die Organdurchblutung und den Blutkreislauf. Mittlerweile weiß man, dass das PVAT eine ganze Reihe von Substanzen  absondert, die die Gefäßfunktion regulieren.  Unter Fettleibigkeit scheint das PVAT eine besonders wichtige Rolle zu spielen.

Nun haben Untersuchungen aus der Arbeitsgruppe von Professor Li zeigen können, dass eine Gefäßfehlfunktion adipöser, also fettleibiger , Mäuse nur nachweisbar ist, wenn das PVAT intakt ist. Wird das PVAT entfernt, bleibt die Gefäßfunktion jedoch vollkommen normal. Diese Beobachtung weist darauf hin, dass die Ursachen für eine durch krankhaftes Übergewicht (Adipositas) bedingte Gefäßfehlfunktion mehr im PVAT liegen als in der Gefäßwand selbst. Um dieses Phänomen zu erklären, konnte nun auf molekularer Ebene gezeigt werden, dass ein Enzym (die endotheliale NO-Synthase (eNOS)) im PVAT adipöser Mäuse fehlerhaft vorliegt; dieses in der Gefäßwand jedoch eine gänzlich normale Aktivität aufweist. Das Enzym eNOS ist bekannt für seine schützende Rolle im Gefäßendothel (den Zellen der innersten Gefäßwand). Hier schützt das von ihm produzierte NO vor Hypertonie, Atherosklerose und Thrombose. Die Untersuchungen der Arbeitsgruppe Li zeigen nun, dass das Enzym eNOS auch für die Funktion des PVAT von großer Bedeutung ist. Wird die eNOS-Funktionalität im PVAT durch pharmakologische Maßnahmen, also der Verabreichung von Medikamenten, verbessert, so normalisiert sich die Gefäßfunktion der adipösen Mäuse. Dies gelingt auch dann, wenn das Körpergewicht und die Fettmasse der adipösen Mäuse unverändert bleiben.

Diese Daten sprechen dafür, dass die Ursache für die Gefäßschädigung unter adipösen Bedingungen nicht das Körpergewicht oder die Fettmasse per se sind, sondern einer Fehlfunktion des PVAT entspringt. So könnte das PVAT ein neues therapeutisches Ziel für die Prävention und Therapie einer Adipositas-bedingten Gefäßschädigung darstellen.

 

The role of perivascular adipose tissue in obesity-induced vascular dysfunction

British Journal of Pharmacology
doi: 10.1111/bph.13650

Xia N., Li H.

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